Helga Traub

'Mi dica!' oder auf deutsch: Was kann ich für Sie tun?Mi dica - Übersetzen, Dolmetschen, Lektorat, RedaktionMi dica - traduzioni, interpretariato, revisione testi, redazione

Von der Korrektur zur Endfassung

Hat der Übersetzer sichergestellt, dass seine Übersetzung (im Fachjargon: "Zieltext") den Gehalt des zu übersetzenden Textes (im Fachjargon: "Ausgangstext") wirklich wiedergibt, prüft er, ob sie den geltenden Regeln der Sprachrichtigkeit entspricht.
Auch diesen Korrekturprozess prägt ein allgemeines Phänomen, das man zunächst als solches nicht erkennt und daher leicht auf individuelle Unzulänglichkeit zurückführt: die Schwierigkeit, nämlich, Flüchtigkeitsfehler, zum Beispiel fehlende oder falsche Zeichensetzung, fehlende oder vertauschte Buchstaben, wahrzunehmen, wenn man den betreffenden Text selbst verfasst hat. Es ist so, als übernähme unser Gehirn hier stillschweigend die Aufgabe der "Autokorrektur", um unsere Augen vor unnötigem Ballast zu schützen.

Anders gesagt: Weil wir allzu genau wissen, was auf dem Papier geschrieben stehen s o l l t e, was wir hätten schreiben w o l l en,  können wir nicht sehen, was tatsächlich (oder was tatsächlich nicht) auf dem Papier steht. (Ein ähnliches Phänomen der "Autokorrektur" ging vor einigen Jahren unter dem Motto "Die Bcuhstbaenrehenifloge in eneim Wrot ist eagl" durch die Presse (FAZ-NET)

Erfahrene Übersetzer sind sich der Gefahr dieser Art von Betriebsblindheit bewusst und helfen sich, indem sie vom Textganzen abrücken und die Korrekturphase in einzelne Arbeitsschritte aufgliedern: Sie prüfen die verschiedenen Aspekte der Sprachrichtigkeit - Rechtschreibung, Zeichensetzung, Satzkonstruktion und Bedeutungsgehalt - getrennt voneinander. Somit ist auch die Korrekturphase des Übersetzens ein mehrstufiger Prozess.

Zusätzlich gönnen sie ihrer Übersetzung den kritischen Blick eines unvoreingenommenen Außenstehenden: Sie lassen ihren Text gegenlesen und kombinieren so die Vorzüge der Weitwinkelperspektive eines Textfremden mit dem textkundigen eigenen Blick.

Übersetzer, die die Gefahr der Betriebsblindheit im Auge behalten, sind nämlich - andererseits - eine höchst effektive und kompetente Kontrollinstanz für die von ihnen selbst gefertigte Arbeit: Oft haben sie die Formulierung, die dem externen Prüfer vielleicht als elegantere Lösung spontan einfällt, schon erprobt, auf den zweiten Blick aber erkannt, dass sie an anderer Stelle Missverständnissen Vorschub leistet. Im Übersetzungsprozess zum Experten des Textes herangereift, sind sie den Überlegungen des Korrektors ein paar Schritte voraus.

Fortsetzung: Über Qualität
 

Mehr als nur ein Schritt: vom Textverständnis zur textgetreuen Wiedergabe